Bibellesen im Gebet (Lectio Divina)

Bibellesen im Gebet (Lectio Divina)

von Jason Thompson

Betenendes Bibellesen ist eine richtig coole Tradition unter Jüngern, die schon seit Jahrhunderten in der Kirche gelebt wird Mönche und Nonnen nannten das damals Lectio Divina, also auf Latein "Göttliches Lesen". Dabei ging's nicht ums Lernen wie in der Schule, sondern darum, so zu denken wie Jesus und ihn durch den Heiligen Geist durch die Bibel zu uns sprechen zu lassen.

Unterwegs nach Emmaus

Im Lukasevangelium (Kapitel 24, Verse 13-32) gibt's eine spannende Geschichte, wo Jesus mit zwei seiner Jünger auf dem Weg nach Emmaus ist. Die beiden glauben ja, er wäre tot und haben keine Ahnung, dass sie mit dem wiederauferstandenen Jesus unterwegs sind. Wie das genau geht, weiß ich auch nicht, aber in Vers 16 steht, dass "ihre Augen gehalten waren, dass sie ihn nicht erkannten". Jedenfalls erzählen die beiden Jesus ganz traurig, was in den letzten Tagen in Jerusalem so alles passiert ist. Nachdem sie ihm alles von der Seele geredet haben, antwortet Jesus ihnen (Vers 25-26): "Ihr Unverständigen und Trägen im Herzen, zu glauben alles, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus solches leiden und zu seiner Herrlichkeit eingehen?" Und dann erklärt ihnen Jesus ausgehend von Mose und allen Propheten, was in der ganzen Schrift über ihn geschrieben steht. Als sie dann an ihrem Zielort angekommen sind,bitten sie Jesus, doch bei ihnen zu bleiben. Beim gemeinsamen Essen und Brotbrechen gehen ihnen dann die Augen auf,sie erkennen Jesus und zack, verschwindet er wieder. Verrückt, oder? Aber was total spannend ist: Nachdem sie Jesus getroffen haben, sagen sie: "Brannte nicht unser Herz in uns, als er mit uns auf dem Weg redete und uns die Schrift erklärte?" (Vers 32) Welcher Jünger von Jesus wäre da nicht gerne dabei gewesen? Aber hey, das können wir ja auch!

Durch den Heiligen Geist lädt uns der wiederauferstandene Jesus zu solchen Gesprächen mit ihm ein, wenn wir betend in der Bibel lesen. Die Begegnung auf dem Weg nach Emmaus ist sozusagen die erste Geschichte vom betenden Bibellesen,also der Lectio Divina. Genau wie in der Geschichte können wir einfach mit all unseren Gefühlen, Gedanken, Situationen und Erfahrungen zu Jesus kommen, uns auf seine Weisheit und Führung einlassen und dann betend in der Bibel lesen, um so immer mehr von ihm und seinem Wirken zu entdecken.

Wie machen wir das jetzt?

Ruhe und Stille

Such dir erstmal einen Ort, wo du deine Ruhe hast. Handy auf lautlos stellen und weglegen, damit nichts stört. Je weniger Geräusche von außen, desto besser. Schnapp dir für diese Zeit auch eine richtige Bibel. Setz dich erstmal hin und komm zur Ruhe. Das kann ruhig ein paar Minuten dauern. Sei einfach still und präsent. Du kannst zum Anfang auch ein kurzes Gebet sprechen, zum Beispiel: "Sprich, Herr, dein Kind hört dir zu."

Die Bibelstelle

Such dir für den Anfang einen kürzeren Abschnitt aus. Das können einfach ein paar Verse aus einem Psalm sein oder eine Geschichte aus einem der Evangelien (Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes). Lies den Abschnitt langsam und denk mal drüber nach. Es geht hier nicht darum, alles zu verstehen, sondern einfach Jesus zuzuhören.

Gebet... Sprich mit Jesus

Nachdem du eine Weile zugehört und nachgedacht hast, kannst du den Abschnitt als Ausgangspunkt für dein Gespräch mit Jesus nehmen. Gibt's da ein Wort oder ein Satz, der dir besonders auffällt oder dein "Herz brennen lässt"? Sprich mit Jesus ausgehend von diesem Wort oder Satz. Lass den Heiligen Geist das Gespräch führen, bleib still, denk nach und hör zu. Du wirst überrascht sein, was dir dabei alles in den Sinn kommt.

Nachdenken und Reagieren

Was zeigt dir Jesus über sich selbst? Wie möchte Jesus, dass du reagierst? Das kann ein konkreter Schritt im Gehorsam sein oder einfach das Annehmen des Geschenks einer tieferen Offenbarung von Jesus, die dein Herz mit Dankbarkeit und Anbetung erfüllt.

Innehalten

Nimm dir später am Tag nochmal Zeit, um auf die Bibelstelle und dein Gespräch mit Jesus zurückzukommen. Erinnere dich daran, was er dir über sich selbst gesagt und gezeigt hat. Wie spricht er weiter zu dir?

Gemeinschaft

Lectio Divina kann man ja nicht nur alleine machen, sondern auch zusammen mit anderen, so wie's früher die Christen in den ersten Jahrhunderten gemacht haben. Das kann total krass sein für eine Gemeinschaft, um zusammen mehr über Jesus zu lernen und das Leben mit ihm zu teilen. Genau wie die zwei Typen auf dem Weg nach Emmaus, die das Privileg hatten, das gemeinsam zu erleben.

Wir machen einfach das Gleiche, was ich schon erklärt hab, nur dass wir beim Gebet dann zusammen beten und austauschen, was wir glauben, was Jesus uns sagen will. Das kann man super in einer Jüngerschaftsgruppe oder einer Hauskirche machen.

Ich bete dafür, dass diese alte Tradition dich motiviert und anfeuert, Jesus und seinen Weg immer besser kennenzulernen.Genau danach sehnen wir uns doch alle von ganzem Herzen, als Jünger von Jesus... "Das ist das ewige Leben, dass sie dich erkennen, den einzigen wahren Gott, und Jesus Christus, den du gesandt hast." (Johannes 17:3)

Ausdrucksform der Anbetung

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Gebetstag Leitfaden

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